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5 Jahre ewwe longt’s!

Am 19.02.2024 haben wir unseren 5. Geburtstag gefeiert. Dazu gibt es ein Video von Kommunalinfo:

Weiterhin findet ihr hier unsere feierliche Rede:

5 Jahre Ewwe Longt’s – 5 Jahre Klassenkampf in Mannheim

„Die Revolution braucht Platz zum Denken“ mit diesem Motto sind vor etwas mehr als 5 Jahren linke Aktivist:innen zum Entschluss gekommen, dass es in Mannheim Räumlichkeiten und Strukturen für klassenkämpferische Politik jenseits der subkulturellen und postautonomen Szenepolitik braucht. Teuer angemietete Räumlichkeiten, von der Gesellschaft abgeschottete autonome Läden und Hinterzimmer von Gaststätten waren bis dato die einzigen Orte, in denen wir unsere politische Praxis organisieren konnten. Die Motivation war klar, das gemeinsame Ziel gesetzt: Einen Schritt weitergehen – raus aus der Szene und hin zur Klasse. Die politische Praxis sollte dort organisiert werden, wo die Lebensrealitäten der Bevölkerung und die Widersprüche der kapitalistischen Verwertungslogik ungeschönt zutage treten.

Bereits bei der Suche nach geeigneten Räumlichkeiten im strategisch wichtigen Stadtteil Neckarstadt wurden wir mit der Realität der Immobilienproblematik im Stadtteil konfrontiert. Leerstehende Ladenflächen gab und gibt es einige in der Neckarstadt, doch der Zugang zu diesen war mit absurden Hürden verbunden: Während die Einen horrende Ablösesummen verlangten, wurden andere jahrelang leer stehende Flächen aus Spekulationsgründen nicht vermietet oder nur zu Wucherpreisen angeboten. Im Spätsommer 2018 wurden Mitglieder der Raumkommission endlich fündig und kontaktierten umgehend die Vermieterin. Nach der Zusage und Schlüsselübergabe ging es gleich auch gleich los mit dem ersten Raumplenum, zu dem wir alle Menschen aus unserem näheren Umfeld eingeladen hatten. Mit knapp 30 Teilnehmenden besprachen wir die ersten Schritte, die ersten Kommissionen wurden gegründet, zahlreiche Ideen ausgetauscht und die politische Arbeit konnte endlich starten.

Relativ schnell waren wir uns darüber einig, dass das Ewwe longt’s nicht nur eine weitere linke Infrastruktur sein, sondern sich darüber hinaus zu einem aktiven politischen Akteur in der Stadt entwickeln sollte. Diesem Anspruch versuchen wir 5 Jahre nach Gründung weiterhin gerecht zu werden, indem wir uns maßgeblich und kontinuierlich an der Organisierung lokaler Klassenkämpfe beteiligen. Das Offene Stadtteiltreffen Neckarstadt, die Initiative Soziale Kämpfe, monatlich stattfindende Bildungsveranstaltungen, aktive Unterstützung sämtlicher Arbeitskämpfe und die Arbeit in verschiedenen gesellschaftspolitischen Bündnissen sind nur wenige Beispiele unserer politischen Strukturen und Praxis. Wir haben in unserer jungen Geschichte schon so einiges auf die Beine gestellt und deutlich gemacht, dass wir gekommen sind, um zu bleiben.

Für die kommenden 5 Jahre wird es um so wichtiger sein, unsere gestarteten und bereits kontinuierlich laufenden Projekte nachhaltig zu verstetigen und auszubauen. Unser liebevoll als „politischer Arm des Ladens“ genanntes Projekt Initiative Soziale Kämpfe (ISK) hat in den vergangenen 2 Jahren eine ernstzunehmende und über die linke Bubble hinaus wahrnehmbare Arbeit geleistet. Sei es die erstmalige Revolutionäre 1. Mai Demo oder die Frauenstreiks zum 8. März – die ISK war immer maßgeblich an deren Organisierung beteiligt. Die klassenkämpferische Praxis der ISK gilt es nun weiter zu professionalisieren. Hierbei wird es wichtig sein, den Kontakt zur arbeitenden Klasse zu halten, indem wir uns weiterhin kritisch-solidarisch aktiv an gewerkschaftlichen Kämpfen beteiligen. Theorie und Praxis stehen auch für uns in Abhängigkeit zueinander. Der seit fast 5 Jahren regelmäßig stattfindende Bildungsbrunch ist ein wichtiger Grundpfeiler unserer politischen Theoriearbeit. So konnten wir seit dem Beginn des Projektes mehr als 30 Bildungsveranstaltungen zu grundlegenden politischen Themen veranstalten – alles ehrenamtlich und selbstorganisiert. Wir müssen jedoch stets drauf achten, nicht den Fehler zu begehen, uns in theoretischen Zirkeln zu verlieren.

Es ist wichtig, die wertvolle Theoriearbeit nicht als ein Dogma, sondern als eine Anleitung zum Handeln zu betrachten. Dieser Grundsatz soll auch weiterhin unsere Bildungsarbeit bestimmen. Was uns als Aktive des ewwe longt’s verbindet, ist, dass wir uns alle irgendwie als Links definieren. Darüber hinaus haben wir unsere inhaltlichen Grundpfeiler in einem Selbstverständnis zusammengefasst. Linkssein darf jedoch nicht zum hippen Lifestyle oder Selbstzweck verkommen, sondern muss sich immer an der gesellschaftlichen Notwendigkeit und politischen Praxis messen. Es ist dennoch wichtig, dass wir neben der anstrengenden, meist mühseligen politischen Kleinst- und Großarbeit die eigene und die Gesundheit unserer Genoss:innen nicht aus den Augen verlieren. Letzten Endes sind wir als Aktive genauso wie die Menschen, die wir für die gemeinsame Sache gewinnen wollen, tag täglich Leidtragende dieses Schweinesystems. Der politische Aktivismus fordert ebenfalls alles von uns.

Um so wichtiger ist es, die kollektive Fürsorge und das solidarische Miteinander immer mitzudenken, wenn wir nachhaltige Erfolge erzielen wollen. Auch hierfür soll unser Laden einen Raum schaffen. All diese Sachen und noch einiges mehr sind in diesen doch überschaubaren Räumlichkeiten entstanden und werden weiterhin entstehen. Doch wie hält sich der Laden finanziell in Zeiten explodierender Mieten und steigenden Preisen über Wasser? Wir haben weder städtische noch private Sponsoren, sondern finanzieren uns ausschließlich durch Einzelspenden oder Daueraufträgen von solidarischen Unterstützenden. Diese Spenden haben uns über die schwierige Pandemiezeit und Inflation gebracht. Ich möchte mich an dieser Stelle im Namen des Raumkollektivs bei allen Unterstützenden herzlichst für ihre Solidarität bedanken. Damit wir auch in Zukunft existieren können, sind wir weiterhin auf jede noch so kleine Einzelspende angewiesen. Wer also klassenkämpferische Politik unterstützen möchte, ist herzlich dazu eingeladen, hier und heute noch einen Dauerauftrag einzureichen! Als kleines Dankeschön geben wir euch hierfür auch ein Getränk an unserer Theke aus. Mindestens genauso wichtig wie eine solide finanzielle Grundlage ist die aktive Beteiligung an der politischen Arbeit im Laden. Unsere Projekte sind ohne die unermüdliche Arbeit der Aktiven nicht umsetzbar. Transparente und Schilder malen sich nicht von selbst, politische Aktionen benötigen viele Hände und Theoriearbeit fällt auch nicht vom Himmel. Deshalb möchte ich meine Rede mit dem Aufruf und der Einladung zur aktiven Beteiligung beenden. Oder um es mit den Worten Antonio Gramscis zu sagen:

„Bildet euch, denn wir brauchen all eure Klugheit, Bewegt euch, denn wir brauchen eure ganze Begeisterung, Organisiert euch, denn wir brauchen eure ganze Kraft.“

Antonia Gramsci

In diesem Sinne wünsche ich uns allen eine schöne Geburtstagsfeier! 

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